Eingliederungshilfe als Gestaltungsaufgabe der ?ffentlichen Sozialhilfetr?ger
- Fakult?t
Fakult?t Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo)
- Version
Version 1 vom 22.07.2024.
- Modulkennung
22B1546
- Niveaustufe
Bachelor
- Unterrichtssprache
Deutsch
- ECTS-Leistungspunkte und Benotung
5.0
- H?ufigkeit des Angebots des Moduls
Winter- und Sommersemester
- Dauer des Moduls
1 Semester
- Kurzbeschreibung
Die sich in Deutschland vollziehenden Reformprozesse in der Behindertenhilfe gründen auf der Internationalen Klassifikation der Funktionsf?higkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF 2005) und der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK 2009). Mit dem Gesetz zur St?rkung der Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen, kurz Bundesteilhabegesetz (BTHG 2016), wird dieser Reformprozess in Deutschland in mehreren Stufen vollzogen.
Ein wesentlicher Kern der Reform ist, dass das Recht der Eingliederungshilfe aus dem Recht der Sozialhilfe (SGB XII) herausgel?st und als eigenst?ndiges Leistungsgesetz ausgestaltet wird. Wesentliche Neuerungen sind u.a. die personenzentrierte Ermittlung der Bedarfe sowie die Neustrukturierung der Bedarfsermittlung über Teilhabeplan- oder Gesamtplankonferenzen.
Für die Umsetzung und Steuerung dieser Prozesse sind die ?ffentlichen Sozialhilfetr?ger als Tr?ger der Eingliederungshilfe verantwortlich. Die multiprofessionelle Zusammenarbeit zwischen Fachkr?ften aus der Verwaltung und Fachkr?ften aus der Sozialen Arbeit ist ein Charakteristikum der Eingliederungshilfe und setzt ein gegenseitiges Verst?ndnis der jeweiligen Aufgabengebiete voraus. Fachkr?fte aus der Sozialen Arbeit müssen neben ihrem fachspezifischen Wissen zur Eingliederungshilfe ein Verst?ndnis für die Strukturen und Abl?ufe einer ?ffentlichen Verwaltung entwickeln und sicher im Umgang mit verwaltungsrechtlichen Grundbegriffen sein.
- Lehr-Lerninhalte
Inhaltliche Grundlagen
- UN-BRK und BTHG
- ICF-Modell von Behinderung
- Eingliederungshilfe
- Teilhabe- und Gesamtplan im Vergleich
- Begriffe und rechtliche Einordnung
- Personenkreise (Alter, Behinderungsform)
- Leistungen und Leistungsgruppen
Grundlagen zu Prozessen
- Steuerungsprozesse (u.a. Teilhabeplan, andere Reha-Tr?ger)
- Antragsverfahren (Prozesse, EUTB)
- Bedarfsermittlung als Prozess
- Teilhabe-/Gesamtplanverfahren
Grundlagen der Verwaltung
- Aufbau der Verwaltungsorganisation in der BRD
- Organisations- und Prozessmanagement in der Kommunalverwaltung insbesondere im Bereich Familie, Jugend, Soziales
- Management und Controlling insbesondere Steuerung mit Kennzahlen sowie Berichtswesen in der Kommunalverwaltung
- Digitale Transformation und E-Government (Onlinezugang, E-Akte, Workflow)
- Verwaltungs- und verfahrungsrechtliche Grundlagen mit besonderem Bezug zur Eingliederungshilfe
- Gesamtarbeitsaufwand
Der Arbeitsaufwand für das Modul umfasst insgesamt 150 Stunden (siehe auch "ECTS-Leistungspunkte und Benotung").
- Lehr- und Lernformen
Dozentengebundenes Lernen Std. Workload Lehrtyp Mediale Umsetzung Konkretisierung 60 Vorlesung Pr?senz - Dozentenungebundenes Lernen Std. Workload Lehrtyp Mediale Umsetzung Konkretisierung 90 Veranstaltungsvor- und -nachbereitung -
- Benotete Prüfungsleistung
- Referat (mit schriftlicher Ausarbeitung) oder
- Portfolio-Prüfungsleistung oder
- Klausur
- Bemerkung zur Prüfungsart
Die Portfolio Prüfung umfasst insgesamt 100 Punkte und setzt sich aus den Prüfungselementen Klausur 1 stündig (K1) und einer Pr?sentation (PR) zusammen, die Klausur wird mit 60 Punkten und die Pr?sentation mit 40 Punkten gewichtet.
- Prüfungsdauer und Prüfungsumfang
Klausur: siehe jeweils gültige Studienordnung
Referat: ca. 20 Minuten; dazugeh?rige Ausarbeitung: ca. 5 Seiten
Pr?sentation im Rahmen der Portfolio Prüfung: ca. 15 Minuten
Die Anforderungen werden in der jeweiligen konkreten Veranstaltung pr?zisiert.
- Empfohlene Vorkenntnisse
Das Modul bietet eine vertiefende Studienm?glichkeit, indem hier grundlegende Kenntnisse u. a. aus den Modulen ?Praxisfelder der Sozialen Arbeit“ (1. Sem.), "Soziale Exklusion und Inklusion im Kontext Sozialer Arbeit“ (2. Sem.) und ?Mentorenprogramm I – Zielgruppen Sozialer Arbeit“ sowie ?Mentorenprogramm II – Organisation Sozialer Arbeit“ (2. und 3. Sem.), aufgegriffen, in neue Anwendungskontexten vertiefend betrachtet, analysiert und dadurch erweitert werden.
- Wissensverbreiterung
Studierende, die dieses Modul erfolgreich studiert haben:
1. kennen die Inhalte und Ziele der UN-BRK (Selbstbestimmung, Teilhabe, Wunsch- und Wahlrecht)
2. k?nnen die Umsetzungsschritte des BTHG und deren Inhalte benennen
3. verstehen die Logik der ICF und das der ICF zugrundliegende Modell von Behinderung
4. verfügen über Grundkenntnisse der Eingliederungshilfe
5. haben ein Verst?ndnis von den Steuerungsprozessen in der Eingliederungshilfe
6. kennen die Personenkreise der Eingliederungshilfe
7. k?nnen zwischen Teilhabe- und Gesamtplanverfahren unterscheiden
8. wissen um die Rechte und Pflichten von Leistungsberechtigten
9. kennen die Rolle der Leistungserbringer
10. kennen den Aufbau und die Struktur ?ffentlicher Verwaltungen
kennen Verfahrensabl?ufe ?ffentlicher Verwaltungen insbesondere in der Eingliederungshilfe
- Wissensvertiefung
Studierende, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, verfügen über vertiefte theoretische und praxisbezogene Kenntnisse in den Bereichen Gestaltung und Steuerung der Eingliederungshilfe in kommunaler Verantwortung, d. h. sie k?nnen gesetzliche Vorgaben und Prozesse der Umsetzung verbinden, Handlungspraktiken beschreiben und Gestaltungspielr?ume identifizieren. Sie kennen die Prozesse und Strukturen einer ?ffentlichen Verwaltung und k?nnen darin sicher agieren.
- Wissensverst?ndnis
Studierende die dieses Modul studiert haben, k?nnen Eingliederungshilfe als Gestaltungsaufgabe ?ffentlicher Sozialhilfetr?ger einordnen und verstehen die soziale Arbeit als eine, in Verwaltungsbeh?rden inkorporierte Profession, die dort t?tig ist, wo über Leistungen entschieden wird. Sie k?nnen die Effizienz und Effektivit?t von Strukturen und Abl?ufen in einer ?ffentlichen Verwaltung einsch?tzen und an L?sungen für Verbesserungen mitarbeiten.
- Nutzung und Transfer
Studierende, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, kennen die Grundlagen der wesentlichen Instrumente und Methoden zur Abbildung und Gestaltung von Strukturen und Prozessen in der ?ffentlichen Verwaltung. Sie k?nnen die theoretischen und rechtlichen Grundlagen mit Verwaltungs- und p?dagogischen Handeln in Verbindung bringen und sind in der Lage, die Anwendungspraxis und die dahinterliegenden Steuerungsprozesse zu analysieren und zu bewerten.
- Wissenschaftliche Innovation
Studierende, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, kennen Forschungs- und Innovationsbedarfe in dem interprofessionellen Arbeitsfeld der Eingliederungshilfe. Sie sind in der Lage innovative Verfahrensweisen (Prozesse, Strukturen) auf die ?bertragbarkeit in anderen Praxisfledern zu überprüfen und genereieren dadurch neues Wissen.
- Kommunikation und Kooperation
Studierende, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, k?nnen im interdisziplin?ren Dialog sozialp?dagogische Fachlichkeit vermitteln und begründen. Es ist ihnen m?glich, Perspektiven anderer Disziplinen zu integrieren. Sie sind insbesondere in der Lage, mit verwaltungsspezifisch ausgebildeten Mitarbeiter*innen auf der Grundlage der erlernten Fachbegriffe sicher zu kommunizieren.
- Wissenschaftliches Selbstverst?ndnis / Professionalit?t
Studierende entwickeln im Bereich der Eingliederungshilfe ein berufliches Selbstverst?ndnis, was auf dem situationsad?quaten Erkennen von Rahmenbedingungen beruflichen Handelns gründet und auf einer verantwortungsethischen Begründung ihrer Entscheidung beruht.
- Literatur
Bieker, R. (2016). Verwaltungswissen für die Soziale Arbeit. Stuttgart: Kohlhammer.
Boetticher, Arne von (2020). Das neue Teilhaberecht. Baden-Baden: Nomos.
Bossong, H. (2009). Sozialverwaltung: Ein Grundkurs für soziale Berufe. Weinheim: Juventa.
Cleorkes, G. (2007). Soziologie der Behinderten. Heidelberg: Universit?tsverlag Winter.
Dame, H.-J. & Wohlfahrt, Norbert (2013). Lehrbuch Kommunale Sozialverwaltung und Soziale Dienste: Grundlagen, aktuelle Praxis und Entwicklungsperspektiven. Weinheim: Belz Juventa.
Frieboes, R.-M., Zaudig, M., Nosper, M. (2005). Rehabilitation bei psychischen St?rungen. München: Urban & Fischer.
Gourmelon, A./Mro?, M./Seidel, S. (2018): Management im ?ffentlichen Sektor: Organisationen steuern - Strukturen schaffen - Prozesse gestalten, Heidelberg: Rehm
Gürbüz; S. (2016). Verfassungs- und Verwaltungsrecht für die Soziale Arbeit: Eine praxisnahe Einführung. Stuttgart: utb.
Hopp, H./G?bel, T. (2013): Management in der ?ffentlichen Verwaltung: Organisations- und Personalarbeit in modernen Kommunalverwaltungen, Stuttgart: Sch?ffer-Poeschel
Knoche, T. (2019). Bundesteilhabegesetz Reformstufe 3: Neue Eingliederungshilfe. Regensburg: Walhalla.
Konrad, M. (2019). Die Assistenzleistung. Anforderungen an die Eingliederungshilfe durch das BTHG. Bonn: Psychiatrieverlag
R?h, D. (2018). Soziale Arbeit in der Behindertenhilfe. Stuttgart: utb.
Schuntermann, M.F. (2018). Einführung in die ICF. Grundkurs, ?bungen, offene Fragen. Landsberg am Lech: ecomed.
Tabatt-Hirschfeldt, A. (2018): ?ffentliche Steuerung und Gestaltung der kommunalen Sozialverwaltung im Wandel, Wiesbaden: Springer
Wallhalla-Fachredaktion (2018). Bundesteilhabegesetz Reformstufe 2: Das neue SGB IX. Regensburg: Walhalla.
Wansing, G. (2006). Teilhabe an der Gesellschaft. Menschen mit Behinderung zwischen Inklusion und Exklusion. Wiesbaden: VS Verlag.
Wansing, G. & Windisch, M. (2017). Selbstbestimmte Lebensführung und Teilhabe. Behinderung und Unterstützung im Gemeinwesen. Stuttgart: Kohlhammer.
- Zusammenhang mit anderen Modulen
Das Modul ist Teil des Schwerpunktes ?Eingliederungshilfe“ und steht damit in Zusammenhang mit den Modulen ?Wirkung und Wirksamkeit von Eingliederungshilfe“ und ?Digitalisierungsprozesse in der Eingliederungshilfe“.
- Verwendbarkeit nach Studieng?ngen
- Soziale Arbeit
- Soziale Arbeit, B.A. (01.09.2024)
- ?kotrophologie
- ?kotrophologie B.Sc. (01.09.2025)
- Modulpromotor*in
- Riecken, Andrea
- Lehrende
- Riecken, Andrea